Dosierung und Absorption von Wirkstoffen

Ist hohe Konzentration besser?

Als wäre die Masse an vielversprechenden Kosmetikwirkstoffen nicht schon überwältigend genug, steht zusätzlich die Frage im Raum: wieviel davon muss man verwenden, um Resultate zu erzielen?

Kann man pauschal sagen, dass 20% von einem Wirkstoff besser wirken als 10% oder gehört mehr dazu? Kann die Haut mit vielen unterschiedlichen und dazu hoch dosierten Actives überhaupt etwas anfangen?

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Weniger ist mehr?

Quantitativ: hohe Konzentrationen

Seit von Kunden gezielt nach Wirkstoffen in Produkten gesucht wird, stehen Konzentrationsangaben immer häufiger auf den Produkten. Marken liefern sich einen Wettkampf um immer höhere Konzentrationen und innovativ klingende Wirkstoffe.

Es liegt nahe, dass man bei höheren Wirkstoffkonzentrationen von einem effektiveren Produkt ausgeht. Das ist aber nicht ausnahmslos richtig.

Beispiel: Vitamin C

Vitamin C zeigt eine maximale Absorption bei 20%. Geringere Konzentrationen ergeben Sinn, z.B. um das Irritationspotential zu senken. Höhere Konzentrationen hingegen können nicht nur reizender wirken, sondern dringen weniger in die Haut ein – Übersättigungseffekt!

3% Ascorbinsäure sollten dennoch für die Wirksamkeit mindestens enthalten sein.

Beispiel: Niacinamide

Niacinamide sollte zu mindestens 2% in einem Produkt enthalten sein.

Dass Konzentrationen über 5% sinnvoll sein könnten, konnte in Studien bisher nicht nachgewiesen werden.

Es ist je nach Wirkstoff sehr individuell, wie viel davon benötigt wird. Grundsätzlich sind extrem hohe Konzentrationen über 20% von keinem Inhaltsstoff wirklich notwendig (Ausnahmen wie 40% Urea für z.B. die Füße bestätigen die Regel). Der Trend ist jedoch nachvollziebar als "Gegenbewegung" zum Einsatz nur geringer Wirkstoffkonzentrationen in Kosmetikprodukten, die keinen reellen Effekt auf unsere Haut haben. Das andere Extrem mit sehr hohen Konzentrationen bringt wiederum ein hohes Irritationspotential mit sich.

Qualitativ: viele unterschiedliche Actives

Weniger Wirkstoffe und allgemein Inhaltsstoffe in einem Produkt (Talk: Länge der Inhaltsstoffliste und versteckte INCI ») können Sinn machen. Die Haut kann tatsächlich nicht alles aufnehmen, was wir ihr anbieten. Viele unterschiedliche INCI können bedeuten

  • nicht alle Wirkstoffe werden absorbiert
  • viele werden in geringen Mengen absorbiert und kein Wirkstoff wirkt effektiv
  • erhöhtes Irritationspotenzial » kontraproduktiv

Ein Produkt mit wenigen und gering dosierten Wirkstoffen, ist wiederum nicht zwangsläufig die bessere Wahl. Für eine effiziente Wirkungsweise ist entscheidend, womit Actives kombiniert werden, um in ausreichender Menge dort anzukommen, wo sie benötigt werden.

Penetration in die Haut

Wie viel von einem Wirkstoff im Produkt enthalten ist, ist häufig zweitrangig. Entscheidend ist, wie viel von einem potenten Inhaltsstoff an der richtigen Stelle in die Haut absorbiert und den erwarteten Job machen kann.

Penetrationsverstärker unterstützen das Einziehen in die Haut – insbesondere auch in tiefere Schichten, in denen auch ein tatsächlicher Unterschied hervorgerufen werden kann. Zu diesem Zweck werden unterschiedliche Penetrationsverstärker eingesetzt.

  • Glycole (Pentylene Glycol, 1,2-Hexanediol)
  • Lösungsmittel (Wasser, Ethanol, Ethoxydiglycol)
  • Fettsäuren (Oleic Acid, Linoleic Acid)
  • PEGs (PEG-20, Laureth-4)
  • Liposome (Lecithin, Phospholipids)
  • Oleosome (Safflower Oleosomes, Sweet Almond Oleosomes)
  • Tenside
  • Parfum / Duftstoffe (Limonene, Menthol)
  • Okklusion

Penetrationsverstärker haben nicht ausschließlich positive Eigenschaften auf die Haut. Tenside können die Verfügbarkeit deutlich erhöhen, wie wir im Talk zu chemischen Peelings in Cleansern besprachen. Ein zu langer Hautkontakt zerrüttet allerdings die Hautbarriere.

Duftstoffe überwiegen eher in ihren Nachteilen durch Bildung freier Radikale, Sensibilisierung der Haut und Schwächung der Hautbarriere. Dass sie die Hautbarriere so leicht überwinden, macht sie allerdings auch zu Penetrationsverstärkern. Von uns nicht empfohlen!

Die interessantesten sind wohl
Liposome, Oleosome, Glykole und WASSER.

Wasser ist so einfach zu nutzen, um die Penetration zu verstärken, weil eine stärker durchfeuchtete Hautbarriere leichter durchquert werden kann. Ein leichter Toner oder Leitungswasser können hier schon viel bewirken. Aber auch hier kann das Irritationspotential durch die verstärkte Penetration steigen.

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Die Haut vor weiteren Pflegeschritten mit einem Facial Spray (bestenfalls mit Antioxidantien) zu durchfeuchten kann auch die Penetration bengünstigen – hier: MAC Lightful C Spray (ehem. Marine Bright)

Geht immer noch mehr Wirkung?

Es gibt eine Hand voll altbewährter, über Jahrzehnte nachweislich als wirksam bestätigter Inhaltsstoffe, die uns auch begeistern: die komplette Bandbreite an Vitaminen kann sehr viel für unsere Haut leisten. Eine zum Hauttyp passende Peeling-Säure und milde Reinigung ohne Chichi und eigentlich wäre die Routine komplett.

Haut mit Skincare-Produkten zu verändern hat Grenzen. Die größten Veränderungen erfolgen beim der "großen Umstellung" zum Beginn einer wirkstoffbewussten Hautpflegeroutine. – danach wird feinjustiert. Sicherlich gibt es vielversprechende neue Wirkstoffe, Technologien, Texturen und Konzepte. Oft geht es hierbei nur um Nuancen.

Leider, leider akkumulieren sich die Wirkungen mehrerer oder hoch dosierter Wirkstoffe nicht. Es macht daher Sinn strategisch an Problemhaut heranzutreten sowie ganzheitlich zu denken. Der Lifestyle spielt eine wichtige Rolle bei der Hautgesundheit und selten geht es dabei nur um Schokolade. You know, Stress und so…

In einigen Fällen kann es mehr Sinn machen statt einem teures, neues Serums, einen persönlichen "Skin Fond" einzurichten und für professionelle Behandlungen zu sparen. Wer sich überwinden kann, wird erst mit Nadeln und Lasern die Resultate erzielen, die man sich von Hautpflege erhofft.

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