Eine Sache, für die man das Internet lieben muss, sind die liebevoll befüllten Archive mit altem Material, wie zum Beispiel all die Beauty Commercials, die von GLAMOUR DAZE zusammengetragen wurden.
Auf YouTube entdeckte ich ein Beauty Tutorial aus den 1960ern und staunte nicht schlecht, wie viele Tipps & Tricks bereits damals propagiert wurden (und heute von Magazinen immer wieder durchgekaut werden).
1. Man mache sich optische Täuschungen zu Nutze: eine helle Farbe auf dem Lid lässt (allein) das Auge kleiner wirken. Dunkel umrahmte Augen wiederum können größer erscheinen (0:30). Gilt im Übrigen auch für Concealer – wählt man ihn ZU hell, erdrückt er optisch das Auge von unten.
2. Foundation von der Gesichtsmitte aus nach außen ausarbeiten und gut verblenden. Gründe dafür werden im Video nicht genannt, bekannt sind mir aber unter anderem eine „integrierte Lymph-Massage“ sowie, dass im Zentrum des Gesichts die Abdeckung am sinnvollsten ist und nach außen hin ruhig abnehmen kann (0:38).
3. CC-Cream-Prinzip: so innovativ ist es also doch nicht – mit zarten Komplementärfarben den Teint angleichen, wie mit kühlem rosa fahlen Teint erstrahlen lassen oder gerötete Haut mit Gelb neutralisieren (0:58).
4. Den Überschuss der Foundation nach dem Auftrag (mit einem Kosmetiktuch) abtupfen – da sage noch einer, das sei ein Wayne-Goss-Tipp! (1:08)
5. Dunkle Augenringe in mit einem Produkt – im Video Foundation, heutzutage Concealer – in 2 bis 3 Nuancen heller als der Teint abdecken. Auch ein Highlighting-Produkt kann gewählt werden (oh, YSL, ihr Nachmacher). Warum, wird nicht erläutert, es rückt aber die Augen in den Fokus und summiert sich natürlich mit dem dunklen Touch des Bereiches (1:30).
6. Rouge spendet Glow – ein Effekt, der also nicht erst durch J.Lo als erstrebenswert wurde. Aber es sollte nie dichter an die Nase appliziert werden als direkt unter der Iris. Zum einen würde hier die optische Täuschung die Nase breiter erscheinen lassen, zum anderen würde es einfach angemalt wirken. Man imitiert letztendlich die Rötungen, die man mit der Grundierung angeglichen hat (1:50).
7. Man appliziere das Rouge von der höchsten Stelle der Wange an bis hin zu den Schläfen. Eine gute Richtlinie für die Platzierung und auf diese Weise verteilt sich die Farbe sinnvoll (2:00).
8. Ein dunkleres Rouge zum Konturieren der Wangen nutzen oder sogar auf dem Kieferknochen, um das Kinn zu schmälern. Eine dunklere Nuance unter den Wangenknochen hebt diese optisch empor und lässt auch schon wie Concealer den Fokus hin zu den Augen rücken. Gleichzeitig kann das Gesicht dadurch schmaler und definierter wirken (2:10).
9. Puder dient nicht nur der Mattierung öliger Haut, sondern „settet“ das Makeup und lässt es noch ebener erscheinen. Man empfiehlt ein transparentes, farbloses Puder (schon damals – wer kam auf die Idee mit den farbigen?) (2:20).
Ist es nicht interessant, dass es erst nach dem Rouge aufgetragen wurde? Muss ich mal probieren.
10. Ein Wattebausch ist eine gelungene und hygienische Puderquaste (insofern man sie entsorgt)! Zunächst den Teint damit bestäuben – abwarten – Überschuss abfegen. Beachte: immer schön nach unten gerichtet, um die Gesichtshärchen nicht zu betonen! (2:32)
11. Augenbrauen sind wichtig! Sie rahmen das Gesicht ein, tragen zur Formgebung der Nase bei und lenken wieder einmal den Blick auf die Augen (das Tor zur Seele, ihr wisst…).
Man empfiehlt sie vor dem Zupfen mit Vaseline oder Babyöl zu behandeln, bevor sie gezupft werden. Aber bedenke: nur unter der Braue in Form zupfen – nie oberhalb (2:58).
12. Die gute, alte Stiftmethode: um die optimale, individuelle Breite einer Augenbraue zu ermitteln, stelle man sich imaginäre Linien vor und zupfe bis zu dieser – niemals aber weiter (3:30):
- vom Nasenwinkel über den Innenwinkel des Auges
- vom Nasenwinkel über den äußeren Winkel des Auges
- um den höchsten Punkt der Augenbraue zu ermitteln, gilt die Linie vom Nasenflügen über den äußeren Rand der Iris hinweg
13. Wählt die Farbe eures Augenbrauenstiftes gewissenhaft: ein schwarzer Stift ist keinesfalls für alle sinnvoll (warum hat das keiner meiner Tante in den 80ern gesagt?). Sie sollte möglichst dem natürlichen Haarton entsprechen (3:50).
14. Nahezu allen Augen schmeichelt ein Highlight mitten auf dem beweglichen Lid, um dieser Partie noch mehr Aufmerksamkeit zu bescheren. Trage NIEMALS bunten Lidschatten tagsüber! (4:50)
NIEMALS!
15. Für die Augenkontur eignet sich ein brauner Lidschatten oder eine !!!Taupe!!!-Schattierung (ja mei, ich dachte, das sei ein Trend der 2010er – warum war’s dann so schwer um die Zeit einen solchen zu finden?). Dieser erzielt die beste Wirkung, wenn er in der Lidfalte und darüber hinaus aufgetragen wird (5:10).
16. Und wieder die optische Täuschung: hervorstehende Augen werden kaschiert, indem man den dunklen Lidschatten auf dem kompletten Lid appliziert. Schlupflidern schmeichelt wiederum ein sehr heller Lidschattenton großzügig auf dem beweglichen Lid aufgetragen (5:20).
17. Gleiches gilt für die optische Distanz zwischen den Augen. Mathematische Berechnungen haben ergeben, dass weiter auseinander stehende Augen attraktiver wirken als dicht zusammenstehende. Möchte man diesen Effekt triggern, ist die Applikation des dunklen Tons im äußeren Drittel des Lides sinnvoll. Hat man sehr weit auseinander stehende Augen, kann man mit dunklem Eyeshadow im Innenwinkel diese ein wenig näher zusammenrücken lassen (5:35).
18. Eine Prise hellen, irisierenden Lidschattens im Winkel unter der Augenbraue hebt diese zusätzlich und – sagen wir es alle gemeinsam – lenkt den Blick zusätzlich auf unsere Augen (6:00).
19. Um Wimpern länger und voller wirken zu lassen, empfiehlt sich die Anwendung eines Flüssig-Eyeliners. Diese sollte aber nicht zu hart und auffällig sein und so dicht wie möglich an den Wimpern aufgetragen werden. Und nicht vergessen: Schwarz kann NUR von Frauen mit SEHR schwarzen Haaren getragen werden (Blondinen und Brünetten könnte der Kopf explodieren). Ein Körnchen Wahrheit steckt aber durchaus drin, denn es gibt da so manch Liner-Verfehlung gerade bei sehr hellen Typen.
20. Kein Makeup der Welt kann Augen erholt und strahlend wirken lassen. Eine gesunde Ernährung und viel Wasser sind essenziell für einen klaren, wachen Blick (6:45).
21. Für einen präzisen Auftrag eines Lippenstiftes, insofern man über 14 Jahre alt ist, nutze man einen Lippenpinsel. Um Unebenheiten zu vermeiden, kann man die Ellenbogen auf dem Tisch abstützen. Angefangen in der Lippenmitte oben in einem weichen Bogen nach außen zeichnen. Auf der unteren Lippe beginnt man wiederum im äußeren Winkel und zeichnet am Rand entlang zur Mitte hin. Die Fläche kann auch mit dem Lippenstift selbst ausgefüllt werden.
22. Überschuss auch hier mit einem Kosmetiktuch abtupfen und bei Wunsch Lipgloss für einen dezenteren Look auftragen (8:00).
23. Auch mit der Form der Lippen kann man spielen, um die Gesamtwirkung des Makeups zu variieren. Schmale Lippen können über ihren Rand hinaus ausgemalt werden – volle Lippen können durch sanftes Tupfen nach außen hin weniger füllig erscheinen. Bei einem breiten Mund kann man die Intensität der Farbe in den Winkeln reduzieren.
24. Concealer können Pickel zwar abdecken, durch eine gesunde Ernährung können diese jedoch reduziert werden. Merke: niemals ausdrücken! (8:45)
Was sagt ihr dazu? Es hat sich so viel gar nicht geändert oder? Welche der Tipps erscheinen euch doch eher antiquiert und welche werden eurer Meinung nach trotz ihres „Alters“ nicht ausreichend beachtet? Welchen Tipp vermisst ihr, der durchaus als zeitlos gilt?
Die meisten Tipps sind ganz nützlich und unterscheiden sich gar nicht stark davon wie man Make-Up heute tragen sollte. Aber bunter Lidschatten niemals tagsüber, also wirklich ich glaube so viel experimentieren darf man heutzutage 😀 Wenns gut gemacht ist, siehts immer super aus, ob Grün oder Blau oder Taupe. Und das mit dem schwarzen Eyeliner sehe ich nicht ganz so krass, meiner Meinung nach kann Schwarz jeder tragen. Ich finde eher die Tipps was Teint, Proporionen usw. angeht nützlich.
Total interessant und mal wieder sehr schön geschrieben! 🙂
Die Benutzung einer Wimpernzange ist -zumindest bei meinem „Wimperntyp“- für mich ein zeitloser Tip.
Ansonsten- spannendes Video und sooooo viel hat sich ja tatsächlich nicht verändert (außer vll das man mit Farben mMn nicht mehr so streng sein muss, ich traue mich als Brünette auch an schwarzen Eyeliner 😛 )
…und farbloses Puder über dem Rouge mach ich schon länger, ich finde da verblendet es sich wie von allein (und morgens spart es sicher eine halbe Minute, und das ist bei mir morgens essentiell wichtig 😮 😀 )
Sehr nett und sehr interessant! Auch unter dem Gesichtspunkt, welche Kniffe man schon damals kannte.
Nicht einverstanden bin ich allerdings mit der These, man solle die Augenbrauen IMMER nur von unten zupfen, niemals von oben. Aus eigener, leidvoller Erfahrung weiß ich, daß es Wuchsformen und -arten von Augenbrauen geben kann, bei denen es von oben nicht nur auch geht, sondern bis zu einem gewissen Grad sogar sein muß. Bzw. bei denen man die Brauen regelrecht „zerstören“ würde, wenn man es bis zum Exzess befolgen würde, ausschließlich von unten was wegzunehmen.
Und mit der beschriebenen Art Blush zu applizieren bin ich ebenfalls nicht einverstanden. Nicht jedenfalls wenn sie als „so macht man es“ ausgepriesen wird. Denn davon daß Geschmäcker verschieden sind mal noch abgesehen – es kann auch Gesichtsformen geben, für die es anders einfach schmeichelhafter ist.
🙂
Eine interessante Zusammenstellung.
Würde sagen: „Das passt schon.“ 😉
Ein absolutes NoGo !!! -auch vor 50 Jahren schon-
ist das übermalen der Lippenkontur. In 35 Jahren habe ich noch nie eine Frau gesehen, bei der es auch nur im Ansatz gut und unauffällig aussah.
Für mich eine wirklich gruselige Nummer. 🙂
Dann lieber doch sparen und ein wenig vom Profi korrigieren lassen, oder die Natur einfach mal so akzeptieren und transparenten Lipgloss verwenden.
Ich weiß, wovon ich spreche! 😉
Ich übermale meine Lippenkontur quasi IMMER. Ist aber weder hier auf dem Blog noch im real life jemals jemandem negativ aufgefallen. Wahrscheinlich machen es viel Mehr, als Du meinst – aber eben so, daß mans nicht wirklich sieht. Auffallen tut einem gerade das ja immer nur dann, wenns too much ist.
Gebe ich dir recht. Grins. Mache ich auch so.
Auch wenn ich selbst kein fan davon bin und mich mit der Methode unwohl fühle, glaube ich, dass die Essenz die ist: wenn’s gut gemacht ist, sieht man’s nicht. Darum ja, schlecht gemacht – übertrieben – ein No Go. Alles andere fällt uns vermutlich aber gar nicht auf.
Hihi. Ich kenne die meisten Tips noch von meiner Uroma (1906-1998) und wende sie in meiner Arbeit immer an.
Puder über das Rouge gegeben softet dieses noch mal mehr ab und es wirkt natürlicher.
Allerdings gehe ich mit der Regel zu buntem Lidschatten NICHT mit. Ich selber trage viel bunten Lidschatten tagsüber, auch ein Großteil meiner Kunden. Es kommt hier darauf an, WIE er aufgetragen und womit er kombiniert wird. Denn ein Papagei sieht auch am Abend nicht besser aus nur weil es abends ist 🙂
Vielen lieben Dank für deine Mühe
Ela
PS und Eyeliner und Lippenkontour sind ebenfalks nicht mehr so eng zu sehen.
Beim Blush komnts drauf an, ob man es natürlich oder betont haben möchte. Natürlicher ist da der o.g. Tip.
Echt toller Artikel. Das hast du richtig schön aufbereitet. Gefällt mir sehr gut.
„Ist es nicht interessant, dass es erst nach dem Rouge aufgetragen wurde? Muss ich mal probieren.“
Ist das nicht der normale Weg? 😀 Ich trage mein Rouge immer vor dem Puder auf, da es dann intensiver ist und man es besser verblenden kann. Wenn das mit dem Verblenden dann nicht geklappt hat oder es zu intensiv ist, kann man es mit dem Puder dann immer noch ausblenden!
Dann muss ich mir jetzt wohl entweder die Haare schwarz färben oder alle meine schwarzen Liner wegwerfen.. hmm 😀
total interessant und spannend fand ich das alles. womit ich mich aber gar nicht anfreunden konnte, war die aussage, tagsüber NIEMALS(!!!!111123) farbigen lidschatten zu benutzen. excuse me? ich liebe es, meine lavender lust-palette von tom ford spazieren zu tragen, auch und gerade tagsüber. :smug:
Mir fehlt nur das gute alte „Hände aus dem Gesicht“ was Pickeln vorbeugt und verhindert das alles verschmiert.
Passend dazu finde ich alte Make-up-Bücher (vom Flohmarkt o.ä.) auch immer ganz spannend und bin immer wieder erstaunt, dass es viele „innovative Neuheiten“ schon seit etlichen Jahren gibt (z.B. Cremerouge). Wie uns die Werbewelt doch immer wieder versucht was neues vorzugaukeln. ^^
Ich bin sowieso kein Freund von neuen Produkten mit hightech-INCIs (die eh eine Erfindung der Hersteller sind) sondern setzte lieber auf alt bewährtes!:)
Viele Grüße
Lea.
Ein super Blogpost. Insbesondere Nr. 14 finde ich interessant, obwohl exakt dieser (gute) Tipp heute noch kaum verinnerlicht wird. Augen werden immer bunter, auch bei älteren Frauen, was tagsüber selten elegant und passend aussieht. :beauty:
… es sei denn, mann ist 15-23.. Dann okay.
Schöner, informativer und aufwändiger Blogpost! 🙂
Die Tipps machen mich aber auch ein wenig traurig: Die Tatsache, dass sich fast nichts an vorteilhaftem Schminken geändert hat, bedeutet doch, dass die Schönheitsideale schon immer so waren bzw Schönheit tatsächlich messbar ist (zB Augenabstand vergrößern usw, um mathematische Proportionen zu einem Ideal zu verändern).
Leider hilft Makeup ja nicht bei allem 🙁
„Blondinen könnte bei schwarzem Eyeliner der Kopf explodieren“ :rotfl: :rotfl: :rotfl: köstlich !!!
naja. ich finds schade dass auch heute noch viele Frauen Angst vor farbigem Lidschatten haben. ich LIEBE bunt. und das sieht auch gar nicht doof aus tagsüber wenn man en nettes Pinselchen und Lidschättelchen nimmt.. ^^
Empörung bei Satz zwei von Nr. 14 😀 PAAAAAH
So viele sind noch heute gültig! Ich werde die Rouge Tricks versuchen. Ich habe immer Probleme damit. Ich habe das Gefühl, ich wähle die falsche Farbe und stelle sie an die falsche Stelle. Ich lege zu viel ab, reibe es ab und dann gibt es zu wenig. 🙂 Ich denke, dass sie sich in dieser Zeit sehr anstrengen. (Sorry, mein Deutsch ist nicht gut)