SPF-Booster: besserer Sonnenschutz durch geschickte Formulierung

und womit man selbst nachhelfen kann…

Das Fundament eines zuverlässigen, langanhaltenden Sonnenschutzes bleiben mineralische und organische UV-Filter. Dennoch haben Produkte mit gleicher SPF-Deklaration unterschiedliche Filterkonzentrationen. Wie kann das sein?

In unserem Beitrag zum Thema Entwicklung von Sonnenschutzmitteln hat uns Marek, der Chemiker unseres Vertrauens, bereits näher gebracht, dass sein Job mehr als nur das Mischen irgendwelcher Ingredenzien ist.

Durch die schwierigen Eigenschaften der Rohstoffe (wir brauchen Öl, viel, viel Öl) ist die Herausforderung eine möglichst elegante Texturen für Sonnencremes herauszuholen. Eine Möglichkeit dafür ist, die Konzentration der UV-Filter zu drücken, ohne Schutzfunktion einzubüßen. Der geschickte und passionierte Cosmetic Formulator wählt zur Unterstützung daher auch Booster. Welche das sein können, in unserem neuesten Dirty Beauty Talk.

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Sunscreen Booster können sein…

  • Geschickte Kombination breit aufgestellter UV-Filter für einen Synergieeffekt
  • Das funktioniert auch in Form von Schichten, z.B. mehrere Produkte, wie Spray, Puder oder Foundation
  • Antioxidantien, indem sie Entzündungsprozessen vorbeugen
  • "Versteckte UV-Filter", die offiziell keine sind, dennoch absorbierende Eigenschaften haben
  • Polymere, indem sie für
    • einen gleichmäßigen und stabilen Film sorgen uuund…
    • eine Besonderheit: Styrene/Acrylates Copolymer in bestimmter Form das Licht wie ein Prisma umlenken

Synergieeffekte

Clever kombinierte Sonnenschutzfilter sorgen nicht nur für einen breiten Schutz auf der Skala der Wellenlängen, sondern machen sich gegenseitig effizienter und können sich sogar stabilisieren. Besonders die weniger stabilen, aber dennoch gut absorbierenden Filter, wie z.B. Avobenzon, können so von modernen UV-Filtern wie beispielsweise Bemotrizinol doppelt profitieren.

Schichten von SPF

Leider ist das Schichten von Sonnenschutzmitteln nicht so einfach kalkuliert wie bei Kleidung oder Brillen: der SPF wird trotz "Faktor" im Namen nicht multipliziert. Essenziell für einen möglichst lückenlosen, zuverlässigen Schutz vor UV-Strahlen ist nämlich ein stabiler, gleichmäßiger Film auf der Haut. Verteilt man zusätzliches Sonnenschutzprodukt, wird der bestehende Schutz zunächst "lückenhaft", weil jede Produktschicht von darauf folgenden Produkten potenziell wieder angelöst werden kann und der Film sich danach erneut ausbilden muss.

Über den Tag hinweg lässt aber auch die Schutzwirkung modernen Sonnenschutzes nach, weil der Schutzfilm nicht allen Widrigkeiten trotzen kann und abgetragen wird. Gerade in der prallen Sonne, insbesondere wenn man aktiv ist, ist das Auffrischen oder gar das komplette Erneuern des Sonnenschutzes für die Hautgesundheit essenziell.

Im Hochsommer ist das Auffrischen auch dann empfehlenswert, wenn man sich vorwiegend im Schatten aufhält. Ein bisschen Schwitzen hier – direkt abtupfen, ein bisschen Stirnrunzeln da… Da garantieren auch 3 Gramm SPF 50+ am Morgen keinen ausreichenden Schutz.

Boosten mit Make-up

Eine Foundation mit Lichtschutzfaktor kann besser als ihr Ruf sein, um den UV-Schutz zu boosten. Um auf einem geschminkten Gesicht auch im Laufe des Tages aufzufrischen, muss man sich schon etwas einfallen lassen. "Mehr Make-up" ist eher eine "cakey" Option und mit wenigen Krümeln Puder zu stäuben nicht ausreichend.

Cushion Foundations sind leicht und haben einen Disc-Schwamm, der zum Tupfen einlädt. Das funktioniert so gut, dass viele sich einen leichten Sunscreen in eine leere Dose mit neuem Cushion für unterwegs auffüllen. Alternativ sind mittlerweile SPF-Sprays erhältlich, die für das Gesicht konzipiert wurden. Sie eignen sich auch hervorragend für den Haarscheitel.

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Touch-up mit Cushion Foundation

In der kommenden Woche widmen wir uns dem Thema noch einmal gesondert. Abonniert unseren Kanal, um es nicht zu verpassen!

Antioxidantien

Überspitzt gesagt, kann man nie genug AOX in seine Hautpflegeroutine integrieren. Gerade der Schutz vor UV-Strahlung profitiert davon, weil sie die durch sie ausgelösten Entzündungsprozesse in der Haut hemmem. Leider eignen sich nicht alle Antioxidantien als SPF-Booster, weil ihre Wirkung unverzüglich verfügbar sein muss.

Wer aktiv den Sonnenschutz boosten möchte, sollte daher bei Vitaminen auf ihre Reinform achten, weil manche Derivate erst in der Haut umgewandelt werden müssen um antioxidativ wirksam zu sein. Darüber hinaus gibt es aber natürlich noch weitere antioxidative Inhaltsstoffe, nach denen man entweder in Sonnencreme selbst Ausschau halten kann oder die man zusätzlich verwendet, um die Haut vor UV-Strahlung zu schützen.

AntioxidansINCI in der Inhaltsstofflisteeinige Derivate
Vitamin CAscorbic Acid3-O-Ethyl Ascorbic Acid, Tetrahexyldecyl Ascorbate, Ascorbyl Tetraisopalmitate, Ascorbyl Palmitate, Ascorbyl Glucoside,
Vitamin ETocopherolTocopheryl Acetate, Tocopheryl Succinate, Sodium Tocopheryl Phosphate
Grüntee-ExtraktCamellia Sinensis Leaf ExtractEGCG (Epigallocatechine Gallate) ist das wichtigste Flavonoid aus dem Extrakt und wird manchmal pur eingesetzt.
FerulasäureFerulic AcidEthyl Ferulate, Arginine Ferulate, Isononyl Ferulate
KaffeesäureCaffeic AcidPhenethyl Caffeate
Astaxanthin Astaxanthin Haematococcus Pluvialis Extract (enthält Astaxanthin, in Wirkung nicht vergleichbar)

Wann sich AOX nicht als SPF-Booster eignen

Der positive Effekt von Antioxidantien ist zugleich ihre Achillesferse. Vitamin C in seiner potentesten Form in Kosmetik hat einfach Bock zu reagieren - zu oxidieren - und ist schnell ausgebrannt, bevor es unsere Haut schützen kann. Aus diesem Grund werden in Scincare bevorzugt stabilere aber entsprechend weniger potente Derivate eingesetzt. Diese Verzögerung macht sie für den Einsatz als SPF-Booster wenig geeignet.

Eine andere Methode des Stabilisierens ist es mit anderen Antioxidantien zu kombinieren. Das kennt man von den bekannten C E Ferulic Seren. Bei AOX-Seren legen wir euch Mareks Pipetten-Tipp besonders ans Herz.

Eine letzte Option ist es Ascorbic Acid statt wasserhaltiger Emulsion in einem Öl oder wasserlöslichem Lösemittel ohne Wasser anzubieten, wie beispielsweise die Produkte von THE ORDINARY. Die Reaktion wird bis zur Anwendung hinausgezögert. Der Nachteil ist sich aufliegende Texturen ins Gesicht zu schmieren, was nicht jeder mag. Auch spürt man bei einigen Produkten die groben Körnchen noch.

Im Kontext von Sonnenschutz gibt es bei Vitamin-C-Ölen zudem ein Risiko, den für einen gleichmäßigen Schutz notwendigen Film zu kompromittieren. Es sollten also keine öligen Rückstände auf der Haut zurückbleiben, wenn man seine Sonnencreme aufträgt. Anderenfalls bildet sich der Schutzfilm entweder nicht stabil aus oder ist bei der nächsten Berührung, beispielsweise beim Schminken, lückenhaft.

Antioxidatien sind reine Booster und bieten ohne echte UV-Filter keinen Schutz.

Versteckte UV-Filter

Manche UV-Filter liegen als Öle vor, sind aber offiziell als UV-Filter eingetragen und haben die dafür zusätzlich nötigen Sicherheitsuntersuchungen hinter sich. Es gibt jedoch auch andere Öle, die UV-Strahlung filtern bzw. absorbieren, allerdings nicht als UV-Filter gelistet sind, weil z.B. bei den vorgeschlagenen Einsatzkonzentration die Absorption nicht ausreicht. Im Vergleich zu anderen UV-Filter absorbieren einige Booster stärker.

  • Butyloctyl Salicylate (UVB)
  • Diethylhexyl Syringylidene Malonate (UVA)
  • Ethylhexyl Methoxycrylene (Breitband)
  • Polyester-8 (UVB)

Diese Art von Booster kann auch ohne "offizielle" UV-Filter für Schutz sorgen. Anders sieht es mit folgenden aus:

Polymere

Meist durch filmbildende Eigenschaften sorgen die Polymere für eine gleichmäßige Verteilung der UV-Filter, dass diese dann auch an Ort und Stelle bleiben und verbessern in der Regel die Haftung der UV-Filter auf der Haut, indem sie zusätzlich die Wasserfestigkeit erhöhen. Zu diesem Zweck werden üblicherweise die folgenden Polymere eingesetzt:

  • Triacontanyl PVP
  • Acrylates/Octylacrylamide Copolymer
  • Styrene/Acrylates Copolymer
  • Olefine/MA Copolymer
  • VP/Eicosene Copolymer
  • VP/Hexadecene Copolymer
  • Acrylates/Methacryloyloxyethyl Phosphate Copolymer

Polymer als Prisma

Über die Besonderheit von Styrene/Acrylates Copolymer hatte Agata bereits geschrieben: es kann in kleinster Kugelform vorliegen und dazu verhelfen UV-Strahlung zu zerstreuen. Der Inhaltsstoff kann aber auch flüssig als Filmbildner eingesetzt worden sein, sodass man nur anhand der INCI nicht herauslesen kann, ob es in dieser Funktion fungiert. Das kann wichtig sein, wenn man konsequent auf Mikroplastik verzichten möchte: als Mikrokügelchen zählt Styrene/Acrylates Copolymer nämlich dazu. Gegebenenfalls fragt man beim Hersteller nach.

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