SPF dosieren wie ein Pro!

Optimale Menge Sonnencreme im Dirty Beauty Talk

Wer Sonnenschutz als Teil seiner Anti-Aging-Strategie verwendet und seine Haut effizient vor Sonnenbrand schützen möchte, sollte neben einer sinnvollen UV-Filterkombination auch auf eine ausreichende Menge Sonnencreme achten.

Nicht jeder weiß, dass die LSF-Angabe auf der Verpackung einer Sonnencreme für eine klar vorgegebene Menge Produkt gilt. Die ist erfahrungsgemäß (deutlich) höher, als man intuitiv dosiert.

Zwei Milligramm Sonnenschutzmittel
pro Quadratzentimeter Haut

Steht auf einer Tube ein Sonnenschutzfaktor (SPF oder LSF) von beispielsweise 30, damit einhergehend also eine 30-fache Verlängerung des Eigenschutzes der Haut und eine Absorption von ca. 97%, dann wird dieser nur gewährleistet, wenn 2 mg der Sonnencreme einen Quadratzentimeter Haut gleichmäßig abdecken.

Das ist viel Produkt. Mehr als einzelne Erbsen, Blaubeeren oder gar Haselnüsse. Aber muss das wirklich sein? Reicht nicht schon die halbe Menge vielleicht aus? Was sagt Marek, der Chemiker unseres Vertrauens dazu?

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Sonnencreme Teelöffel dosieren Menge abwiegen Sonnenschutz
Sonnencrememenge abmessen mit Löffel und Waage.

Theorie: Sonnencreme-Menge für’s Gesicht berechnen

Gesicht ausmessen Sonnencreme Sonnenschutz Menge dosieren

In unserem neuem Dirty Beauty Talk haben wir ganz grob unsere Gesichter ausgemessen und liegen mit großzügigem Puffer bei einer Fläche von 700cm2. Umgerechnet ergibt das eine Menge von rund 1,4 Gramm Produkt, um den deklarierten Lichtschutzfaktor zu erreichen.

Die meisten Gesichter dürften etwas kleiner sein. Wer aber auch noch den Bereich um die Ohren einschmiert, eher eine eckige Gesichtsform hat, kommt grob damit hin. Schließlich bleibt auch stets etwas an den Händen vom Verschmieren übrig.

Möchte man es individuell ausrechnen, genügt ein Maßband: platt (also erhabene Nase berücksichtigen) am Gesicht entlang Breite und Höhe ausmessen oder eine Sheet Mask passend zuschneiden und ein Lineal verwenden.

Gesicht: Höhe x Breite / 636

AUSFÜHRLICH: Höhe x Breite / 4 * π / 1000 * 2
gekürzt: Höhe x Breite / 2 * 3,14 / 1000


Erschwerend kommt hinzu, dass die Füllmenge von Sonnenschutzprodukten in Millilitern angegeben wird. Das Gewicht kann bei gleichem Volumen jedoch signifikant schwanken. Marek hat auf seinem Blog schon einmal die Dichte unterschiedlicher Sonnencremes verglichen.

Einige Marken kalibrieren ihre Pumpspender, dass man erfährt, wie viel Sonnenschutzmittel man mit jedem Stoß dosiert.

Mit einem 1/4 Teelöffel (1,25 ml), wie er oft kommuniziert wird, liegt man im Groben recht gut. Möchte man nichts riskieren, empfiehlt es sich jedoch bei jedem neuen Produkt einmal die entsprechende Menge abzuwiegen.

Sonnencreme 1 4 Viertel Teelöffel Tea Spoon 1 25 ml Milliliter 1 5 Gramm

Wie 1,5 Gramm der selben Sonnencreme aussehen können, haben wir auf verschiedenen Löffeln einmal ausprobiert und fotografiert.

Berücksichtigt man noch den Hals, ist ein halber Teelöffel oder 2,5 Milliliter eine üblicherweise empfohlene Gesamtmenge.

Hinweis zum Spray: die Hersteller empfehlen für einen ausreichenden Schutz zwei bis drei Sekunden lang zu sprühen. Trotz Video-Aufnahme ist es schwierig zu sagen, wie lange ich für die 1,5g tatsächlich gesprüht habe, weil der Druck die Gewichtsangabe zunächst erhöht. Ich habe für die abgebildete Menge viermal unterschiedlich lange gesprüht, was relativ vergleichbar wäre mit Stirn, beiden Wangen und Nase. Nicht zu schnell, aber auch nicht so langsam, wie ich stets befürchtet habe. Wir werden die Aufnahme auf unserem Instagram in den Story Highlights zur Ansicht speichern.

Auftrag vereinfachen

Entschließt man sich die empfohlene Menge von Sonnencreme täglich anzuwenden, gibt es Möglichkeiten die Applikation zu vereinfachen. Je bequemer die Anwendung, umso wahrscheinlicher ist es schließlich, dass man es konsequent verwendet.

  • Ist eine Sonnencreme zu dick, zu zäh, zu schwer auf der Haut: Produkt wechseln (insofern man, z.B. wegen Allergien nicht eingeschränkt ist). Moderne Filter sind nicht mehr mit den Emulsionen aus unserer Kindheit zu vergleichen. Wer deswegen bisher Sonnenschutzmittel gemieden hat, sollte dem eine neue Chance geben.
  • Vor der Anwendung Gesicht befeuchten, z.B. mit einem Toner mit Antioxidantien (boosten Schutz) oder anderen Wirkstoffen, die zur Haut passen. Sprays sind besonders praktisch; ggf. umfüllen oder Sprühkopf suchen. Auch ein Thema in unserem Talk zur Reihenfolge und Wartezeiten bei Kosmetik.
  • Schichten: anstatt den großen Blopp auf einmal zu verschmieren, kann es überraschend angenehm sein, erst eine dünnere Schicht trocknen zu lassen (oft die Menge, von der man lange dachte, es sei genug), um dann mit einer zweiten zu intensivieren.

Praxis: Muss es so viel Sonnencreme sein?

Ob man sich an die empfohlenen Mengenangaben hält, ist eine persönliche Entscheidung. Es ist absolut nachvollziehbar, wenn man sich dagegen entscheidet jeden Tag einen 1/4 Teelöffel fettige Creme ins Gesicht zu schmieren. Wichtig ist nur, dass man sich der Konsequenzen bewusst ist und seine Prioritäten mündig definiert.

Möchte man später beim Anblick in den Spiegel nichts bereuen, fährt man mit einer konservativen Sonnenschutzroutine sicherlich besser. Andere tragen ihre Falten und Pigmentflecken mit Stolz als Beleg einer erfüllten Zeit in der Natur.

Ein geringer Sonnenschutz ist besser als keiner. Es geht dabei schließlich nicht nur um kosmetische Konsequenzen. Unsere Empfehlung lautet daher flexibel zu sein und sich den tagesaktuellen Bedürfnissen anzupassen. Wer sowieso nur im Office sitzt oder der Winter draußen alles in Grau hüllt, kann auch mit einem geringeren SPF mit einem soliden Schutz rechnen.

Sonnenschutz ist super
Kann man machen, muss man aber nicht (immer)…

Problem: unzureichender UVA-Schutz

UVA-Strahlung ist das ganze Jahr über nahezu konstant hoch und macht auch vor Fensterscheiben oder im Schatten nicht Halt.

mehr zu UVA »

Ein SPF 50+ oder mehr verstehen die meisten im Hochsommer oder im Urlaub. Aber warum im Alltag? Ist das nicht übertrieben? Aus Sicht des SPF und damit einhergehendem Schutz vor UVB-Strahlung (Sonnenbrand & Hautkrebs) an weniger sonnigen Tagen vermutlich ja.

Im Hinblick auf Anti-Aging und dem Schutz vor UVA-Strahlung leider nein. Dieser wird im Verhältnis eher “stiefmütterlich” behandelt. Selbst bei ausgewiesenem Breitbandschutz wird hierzulande nur ein Drittel des SPF mit dem eingekreisten UVA-Logo gewährleistet. Am Beispiel eines SPF 30 ist also nur mit einem UVA-PF / PPD von 10 zu rechnen.

Die guten News sind, ein höherer UVA-PF als vorausgesetzt, ist absolut möglich! Die schlechten sind: Er wird selten kommuniziert.

Die wenigsten Hersteller geben den PPD-Wert an. Einige französische Marken tun es direkt. Asiatische Marken kategorisieren ihn wiederum mittels PA-Angabe. Doch so imposant PA++++ aussehen: es kommt auf das selbe heraus, wie ein bei uns verwendetes, eingekreistes “UVA”. Nämlich ein Mindest-PPD (bzw. UVA-PF) von 16 bei einem SPF von 50. SPF 50+ garantiert sogar einen UVA-PF von 20.

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Lösung UV-Index?

Der UV-Index wird immer wieder als einfache Lösung genannt, um sich zu orientieren, wann Sonnenschutz nötig ist. Hierbei wird sich aber nicht explizit auf die Gesamtmenge der UV-Strahlung bezogen, sondern insbesondere auf das sonnenbrandauslösende Potential der UV-Strahlung. Folgende Aufteilung ist hierzu wichtig:

  • UVB = geringer Anteil der gesamten UV-Strahlung; hohes Sonnenbrandrisiko
  • UVA 2 (kurzwelliges UVA) = wesentlicher Anteil der UV-Strahlung; mäßiges Sonnenbrandrisiko
  • UVA 1 (langwelliges UVA) = überwiegender Anteil der UV-Strahlung; geringes Sonnenbrandrisiko

Der UV-Index kann zu Rate gezogen werden, um den SPF-Wert zum Schutz vor Sonnenbrand durch UVB-Strahlen herangezogen werden. Leider kann man aus dem UV-Index nicht auf die Intensität der UV-Strahlung schließen. Als Teil der Anti-Aging-Strategie sollte der UVA-Schutz ganzjährig möglichst hoch sein.

Problem: Flächenmaß

Die empfohlene Menge Sonnencreme bezieht sich auf ein Flächenmaß in Zentimetern zum Quadrat. Verringert man die Creme-Menge, so sinkt zwar die Grammangabe linear, auf der anderen Seite der Gleichung, muss man jedoch exponentiell rechnen. Kurz: halbiert man das Gewicht, muss man bei der Fläche die Quadratwurzel ziehen.

Halbe Menge halber UV-Schutz

Richtig ist: 1/x Menge = x√ UV-Schutz – so viel zur ernüchternden, kontraintuitiven Theorie.

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rote Linie zeigt den erwarteten exponentiellen Verlauf

AAABER: In seinem Beitrag zur exponentiellen Berechnung der Auftragsmenge verweist Marek auf eine Studie mit dem Ergebnis, dass der Schutzverlust annähernd linear verläuft.

In dieser Übersicht zu Studien, die sich mit der Schutzleistung im Verhältnis zur Auftragsmenge befassten, gab es verschiedene Ergebnisse:

  • exponentieller Verlauf: Halbe Auftragsmenge = weniger als halber SPF
  • linearer Verlauf: Halbe Auftragsmenge = halber SPF
  • logarithmischer Verlauf: Halbe Auftragsmenge = mehr als halber SPF

Entgegen der Theorie fielen auch im exponentiellem Verlauf die SPF-Werte meist nicht so stark ab wie vorausgesagt. Die Wahrheit wird sich irgendwo in der Mitte befinden, dass sich der SPF bei halber Menge auch halbiert. Hierfür ist aber unabdingbar, den Sonnenschutz gleichmäßig aufzutragen. Wenn bei halber Auftragsmenge die Hände am Ende schon halbtrocken übers Gesicht rutschen, kann nicht einmal mit der Hälfte des SPF gerechnet werden.

Wie wir Sonnenschutz handhaben

  • nicht verrückt machen – Stress macht krank
  • zwei Arten von Sonnenschutz in petto: einen für den Alltag, einen für sonnenreiche Tage
  • für Alltag (auch Winter): Schwerpunkt auf UVA-Filter legen »
  • für Alltag: hohen SPF wählen und ggf. geringer dosieren, um es angenehmer zu machen
  • Alltagsschutz als Fundament + Intensivierung bei Bedarf, z.B. mit Spray oder Puder
    je nach Produkt, Haut und Situation wäre Auffrischen sowieso nötig
  • Haut beobachten und bei sichtbaren Sonnenschäden (Sonnenbrand, Pigmentflecken) in Zukunft großzügiger sein

Auf ein Wort…

Keinesfalls möchten wir dazu animieren den Sonnenschutz auf ein Minimum herunter zu schrauben. Wir erachten es aber als falsch ein schlechtes Gewissen mit praxisferner Theorie zu befruchten, wenn die Konsequenzen x√(so wild) sind. Wir legen jedem ans Herz, den dieses Thema eiskalt erwischt und zu erschlagen droht, den Faktor "Hobby" in der Kommunikation um Hautgesundheit zu berücksichtigen.

Sich mit Skincare-Fakten zu befassen, kann sehr viel Freude bereiten. Wir kennen es schließlich selbst, wir sind Blogger! Man geht förmlich in den Details auf und teilt sie auch gern mit anderen – wie auch mit anderen Passionen. Leider sieht man auf all den bunten Charts auf Instagram, emotional geladenen Videos auf YouTube und den klick-animierenden Headlines diesen Background nicht (sofort).

Sun care like Gwyneth Paltrow

Aktuell kommt man in der Skincare-Bubble nicht um ein Video von Gwyneth Paltrow herum, in dem die Schauspielerin der Vogue ihre Hautpflegeroutine zeigt – mittendrin: eine Prise Sonnencreme auf Nasenrücken und Wangenknochen.

Die Empörung ist groß und es hagelt Kritik an der Vogue, solch fahrlässigen "Tipps" eine Bühne zu bieten. Inwiefern man es der Schauspielerin ankreiden kann "ehrlich" zu sein, darüber kann man streiten. Fakt ist, dass sie auch ihre eigene Skincare Brand promotet und spätestens seit ihren früheren Provokationen weiß (Stichwort: Vagina-Kerze), welche Aufmerksamkeit solch kontroverse Aussagen nach sich ziehen.

Ist das "schlimmer" als irgendwas von Olivenöl zu faseln? Immerhin sieht man ihrer Haut an, dass Sonnenschutz keine Priotiät für sie darstellt. Sollte der Umgang mit Sonnenschutz nicht jedem überlassen sein?

Bei allem Theater können solche Momentaufnahmen durchaus bereichernd sein und wichtige Themen ins Rampenlicht rücken. Dosierung von Sonnenschutz bekommt Aufmerksamkeit und mehr Menschen können für sich evaluieren, welchen Stellenwert dieser Aspekt in der eigenen Hautpflege einnimmt. Jeder kann, keiner muss – "Regeln" betreffen die Hersteller, aber nicht die Anwender.

In dem Sinne, viel mehr als einen SPF50+ das ganze Jahr über möchten wir empfehlen, die Augen aufzuhalten, wer mittels Angst um eure Aufmerksamkeit buhlt.

Damit sind keineswegs nur Marken gemeint, die ihre Produkte verkaufen wollen: Klicks, Likes und euer Vertrauen werden dankbar als Social-Währung akzeptiert.


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