Der erste Schritt der Pickelbekämpfung heißt: Irritation reduzieren (Folge 1) – allem voran auf eine milde Reinigung (Folge 2) umzustellen. Dem zweiten Schritt widmen wir uns heute in Folge 3: Anti-Akne-Wirkstoffe!
Wir erinnern uns aus dem letzten Beitrag unseres Akne-Monats: die Ursache von Pickeln fußt auf drei Säulen. Bei der Reduzierung muss man darüber hinaus noch die entstandene Entzündung bekämpfen. Eine Anti-Pickel-Routine sollte bestenfalls auf alle vier eingehen:
- Verhornung der Haut / Poren
- Entzündungsreaktionen in der Pore
- Überschuss an Sebum
- Bakterieller Einfluss
Das schafft leider kein Wirkstoff allein. Ein Problem aller wirksamen Inhaltsstoffe ist dabei leider, dass sie ein hohes Irritationspotenzial aufweisen. Um einen Teufelskreis zu vermeiden, tastet man sich daher mit Konzentrationen und Kombinationen an eine passende Skincare-Routine heran. Aus diesem Grund ist es auch sinnvoll alle weiteren Irritationen weitestgehend zu reduzieren, bevor man mit den „Keulen“ loslegt.
Wirkstoffe gegen Pickel & Mitesser
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Wirkstoff | Mechanismus | Eignung | Nachteile | Hinweis |
---|---|---|---|---|
Benzoyl Peroxide (BPO) » | » freie Radikale killen Bakterien » leichte Entschuppung » weniger freie Fettsäuren im Sebum | » für entzündete Pickel » wirksam als Rinse-Off & Leave-On | » Austrocknung und Irritation der Haut » nicht zur Vorbeugung geeignet » Direkte Kombination mit Antioxidantien/Retinoiden unsinnig | » mehr als 2,5% nicht notwendig » dünn auf betroffene Partien auftragen » kann nach ca. 20 Minuten abgewaschen werden (Reaktion vorbei) » bleicht Haare und Textilien |
Retinoide » | » regulieren Zellneubildung » langfristig weniger verstopfte Poren | » Potential für jede unreine Haut » nur Leave-On » Anti-Aging-Effekt | » Überempfindlichkeit und Hautschuppung bei Überdosierung (Anfangsverschlechterung) » viel Geduld notwendig » Derivate nahezu unwirksam bei Akne | » auf mindestens 0,3% Retinol setzen, ansonsten Retinal » Tretinoin und Adapalene sind verschreibungspflichtig |
Salicylsäure (BHA) » | » chemisches Peeling gegen Verhornung » entzündungshemmend | » entzündete Pickel » Mitesser » effektiver als Leave-on | » pH < 4 notwendig | » Bei höheren pH-Werten peelt sie, wird aber wasserlöslich und dringt nicht tief in die Pore » 2% bei stärkeren Unreinheiten |
Alpha-Hydroxy-Säuren (AHA) » | » chemisches Peeling gegen Verhornung | » entzündete Pickel » effektiver als Leave-on | » pH < 4,5 notwendig » Glykolsäure kann besonders irritieren | Glykolsäure ist effektiver – Milchsäure spendet zusätzlich Feuchtigkeit |
Niacinamide » | » entzündungshemmend | » entzündete Pickel » nur Leave-on | » keine | 4-5% Einsatzkonzentration für Akne nötig |
Azelainsäure » | » weniger Verkleben der Zellen » antibakteriell (20%) » weniger freie Fettsäuren im Sebum | » Mitesser » Entzündete Pickel » Nur Leave-on | » Irritation bei notwendiger Einsatzkonzentration | 15 – 20% Einsatzkonzentration gegen Akne (weniger eher nur beruhigend) |
Schwefel (Sulfur) | » keratolytisch, antibakteriell | » Leave-on » unklar für welche Unreinheiten | » Mechanismus schlecht erforscht » stinkt » Austrocknung der Haut | » Schwefel ist ein altmodischer Wirkstoff der kaum noch eingesetzt wird » gerne in Kombination mit Sodium Sulfacetamide (antibakteriell) |
Zink | » entzündungshemmend » sebumreduzierend | » Leave-on » entzündete Pickel | » keine | |
blaues Licht » | » antibakteriell | » nur bei Wellenlängen von 400 – 430nm | » nur in Kombination mit obigen Wirkstoffen nennenswert » nur kurze Exposition, ansonsten Pro-Aging » |
Preis ca. 39,00€
mit Code 35,00€
- Inhalt:
- 118ml (33€ / 100ml)
- Made in
- USA
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Wirkstoffe einsetzen
Auf gar keinen Fall sollte man aus Verzweiflung die gesamte Tabelle einkaufen und alle Wirkstoffe auf einmal einsetzen. Die Irritation würde sämtlichen Erfolgen nur im Wege stehen.
Eine Rücksprache mit einer/m Dermatolog*in ist je nach Leidensdruck sicherlich der beste Start in eine neue Hautpflegeroutine. Auch der Besuch in einer medizinischen Kosmetikpraxis kann ein guter Start sein, wenn man es sich finanziell erlauben kann. Für langfristige Erfolge muss man aber auch zu Hause Gewohnheiten anpassen.
Auf Rezept
Je nach Ausprägung der Akne und den Erfahrungen der Ärztin oder des Arztes können unterschiedliche Wirkstoffe verschrieben werden. Natürlich kann man auch nach Alternativen fragen, z.B. wenn man langfristig auch die Anti-Aging-Vorteile von Tretinoin nutzen möchte.
Das ebenfalls verschreibungspflichtige Retinoid Adapalene kann bei Pickeln die bessere Wahl sein, weil es die Haut nicht so stark irritiert. Es hat aber keine nennenswert positive Auswirkung auf vorzeitige Hautalterung. In den USA ist es mittlerweile frei verkäuflich und scheint z.B. bei iHerb, auch nach Deutschland bestellbar zu sein. Ob es beim Zoll durchgehen würde, ist ungewiss.
Häufiger jedoch wird auf BPO gegebenenfalls in Verbindung mit Azelainsäure gesetzt. Für den Einstieg, bis starke Akne abgeklungen ist, ist es ein guter Weg. Auf lange Sicht ist eine Bekämpfung der Symptome selten die bevorzugte Wahl.
In besonders starken Fällen werden auch systemische Medikamente verschrieben. Apropos, den Lebenswandel, insbesondere Ernährung anzupassen kann die Therapie deutlich begünstigen. Wir empfehlen hier den Instagram-Account von AkneAlex für den Einstieg.
BPO Lotion eignet sich als punktuelle Maske, die abgewaschen wird
BPO Waschcreme lässt mein wenige Minuten einwirken, bevor man sie abwäscht
Kosmetikanwendungen
Nicht alle Kosmetikstudios sind gleich. Eine explizit medizinische Praxis, bestenfalls auf Empfehlung, kann ohne Vorkenntnisse die sinnvollere Anlaufstelle sein. Neben regelmäßiger Ausreinigung sind Microneedling und Mikrodermabrasion zwei nachweislich wirksame Anwendungsmethoden unter anderem gegen Akne.
Beide Methoden in Heimanwendung sind keine Alternative. Während kleine Mikrodermabrasions-Geräte bestenfalls ein mechanisches Peeling darstellen, sind die „Nadelroller“ eher als bedenklich einzustufen.
Sie bieten mehr Gefahren als potenzielle Erfolge. Von der zu geringen Einstichtiefe einmal abgesehen, dringen die kleinen Tools beim Rollen in einem ungünstigen Winkel in die Haut ein. Das entspricht nicht dem Prinzip einer kontrollierten Verletzung zur Stimulation der Selbstheilungskräfte. Unzureichende Desinfektion der Nadelroller kann Infektionen der Haut auslösen und im schlechtesten Fall bricht eine Nadel beim Auftragen ab, weil die Qualität zu schlecht ist.
Nebenwirkungen
Das hohe Potenzial der Anti-Pickel-Wirkstoffe hat auch eine Kehrseite: Nebenwirkungen. Dafür muss man sie auch gar nicht überdosieren. Bestenfalls sind sie ein Beleg dafür, dass die Maßnahmen dort wirken, wo sie für Veränderung sorgen können.
Sind die Nebenwirkungen auszuhalten, weitermachen!
Die Toleranzgrenze ist bei jedem sicherlich unterschiedlich und auch vom Leidensdruck abhängig. Möchte man auch eine zumutbare Erstverschlimmerung nicht über sich ergehen lassen, wird deutlich länger für Erfolge benötigen oder sogar auf bestmögliche verzichten müssen.
Fallen die Kontraindikationen auffällig intensiv auf, führen zu Schmerzen, sollte man ersteinmal absetzen und mit einer geringeren Dosierung fortfahren. Entzündungshemmende, die Hautbarriere stärkende INCI können Unterstützung leisten. Panthenol, Ceramide, Antioxidantien sind in jeder Routine eine Bereicherung.
Reihenfolge
Fängt man bei Null an, ist die Auswahl an Optionen zunächst überwältigend. Bei ausgeprägter Akne ist BPO zunächst ein guter Einstieg. Bei leichter Akne, gelegentlichen Pickel und Komedonen (Whiteheads & Blackheads) ein Vorschlag zum Ausprobieren – stets mit viel Geduld: in Monaten und nicht Tagen kalkulieren.
- Reinigung anpassen und andere Irritanzien weitestgehen aus der Routine ausklammern
- Niacinamide in die Routine einbauen; falls Vitamin C in Benutzung erstmal auf betroffenen Partien zunächst weglassen – beobachten
- mit Salicylsäure ergänzen; zunächst 1% mehrmals die Woche, langsam steigern – beobachten
- verträgt man BHA nicht gut, hochdosierter Azelainsäure zwei- bis dreimal wöchentlich ausprobieren
- hat man keine ausgeprägt ölige Haut, Milchsäure mehrmals die Woche; alternativ Glykolsäure wöchentlich zusätzlich ausprobieren – beobachten
- sollen Retinoide mit ihren zusätzlichen Benefit langfristig in die Routine eingebunden werden, je nach Hauttyp mit 0,3% Retinol anfangen, ggf. jeden zweiten Tag
- Klingen Irritationen nach 4 bis 6 Wochen nicht ab, Peeling-Säuren reduzieren oder weglassen; stets über 4 - 8 Wochen Dosierung steigern (oder Boosting-Tricks anwenden ») aus dem Post bzw. auf Retinal umschwenken
- stets um Hautbarriere kümmern
Dennoch bleibt jede Haut unterschiedlich und Reaktionen individuell. Eine effektive Akne-Routine ist weder easy, noch garantiert erfolgreich. Man sollte sich auf Rückschläge einstellen.
Es kann sinnvoll sein, sich mit anderen auszutauschen. Auch wiederholtes Lesen bereits bekannter Blog Posts oder anderen Berichten kann zu einem späteren Zeitpunkt aus neuer Perspektive Erleuchtung bringen. Die Hormone, inklusive Cortisol bei jeglicher Art von Stress, sind kontraproduktiv.
So sehr man sich über Akne ärgert, sollte man stets sanft mit der Haut umgehen und sich auch der Schattenseiten von Wirkstoffen bewusst sein. Eine Linderung ist auch ein Erfolg. Bestenfalls hat man so die notwendige Kraft, um ganzheitliche Veränderungen im Privat- und Berufsleben vorzunehmen.
Links & Quellen
- Dirty Beauty Talk: Irritationen reduzieren
- Dirty Beauty Talk: Reinigung optimieren
- Dirty Beauty Talk: Retinol
- Dirty Beauty Talk: Niacinamide
- Agata: Salicylsäure
- Magi: Tanda Zap – blaues Licht
- Springer: Wirkstoffe gegen Akne
- Wiley: BPO & Vitamin » Acne Vulgaris
- Wiley: Niacinamide bei Akne
- Springer: Azelainsäure bei Akne & Hyperpigmentierung
Danke für diese Übersicht hatte noch auf Vitamin C als Wirkstoff gehofft, hilft das nicht gegen Pickel?
Viele Grüße
Hey, nein, Vitamin C hilft per se nicht gegen Pickel (keine der 3 „Säulen“ wird aktiv bekämpft). Als Antioxidans wirkt es aber unterstützend und kann die Entzündungsprozesse reduzieren. Da es aber auch irritieren kann, sollte man immer ein Auge auf die Routine haben, ob es in einem Step ggf. zu viel ist.
Hallo Magi,
das mit dem Vitamin C hat mich auch überrascht, aber wie du es erklärst leuchtet es direkt ein. Man kann aber ein Derivat nehmen. Zu der Aknebehandlung gehört ja auch das behandeln der roten Flecken (Hyperpigmentierung) danach.
Danke für den Beitrag, der eine gute Übersicht ist und mir meine Infos nochmal kompakt vor Augen geführt hat.
Ich würde bei BHA Säure noch hinschreiben, dass Leute mit Acetylsalicylsäure Allergie es nicht oder sehr vorsichtig benutzen sollten.
Dass Adapalen weniger helfen soll habe ich anders gehört. Eine Usa-youtube dermatologin empfiehlt es gleichwertig mit Trtinoinen. Gerade das frei verkäufliche empfiehlt sie. Ich habe es über IHerb bestellt im Dezember, weil ich auf BPO verzichten wollte. Hat einwandfrei geklappt. Und es wirkt besser als das Adapalen mit BPO das ich hier verschrieben bekommen habe und das mir in alle Kopfkissenbezüge weiße Flecken gemacht hat. Es gibt aber auch eines ohne BPO, Fragen in der Apotheke half weiter. Das probiere ich aus, wenn das aus den USA leer ist.
Liebste Grüße
Hey, in dem Betrag geht es nur im Bekämpfung von Pickeln, daher Hyperpigmentierung bewusst ausgeklammert. Dazu gibt es einen separaten Beitrag. Ebenso zu BHA, wo Allergie erwähnt ist, ebenso in den Produktbeschreibungen. Ich bin zuversichtlich, dass Betroffene da ein Auge drauf haben und es nicht übersehen, sodass es nicht bei jeder Erwähnung von BHA dazu genannt werden muss. Das kennt ja auch immer ein bisschen vom Thema ab.
Spannend, dass das mit iHerb geklappt hat. Ich habe es wieder aus dem Warenkorb entfernt, weil ich keine Lust hatte, dass deswegen meine anderen Produkte zurückgehalten werden. Es kommt ja mit Hermes, nicht wahr? Dann wird das vielleicht nicht regional geprüft. Eine Sendung mit nem NEM von iHerb wurde bei mir hier regional leider beanstandet und der Artikel vernichtet. Aber das war noch zu DHL-Zeiten.
Wenn Adapalen bei Dir auch gegen andere Sachen hilft, wäre das ja super. Marek ist ja kein Hautarzt und kann keine Patientenerfahrungen teilen, sondern bezieht sich auf Studien. Da ist ja jeder anders, welche Quellen gewichtiger für einen sind. Unter den Derms, denen ich folge, hatte es noch keiner dafür empfohlen, darum lasse ich das mal so stehen. Macht es ja eh nicht einfacher für andere Leser.